Karlheinz Rabas
Glas aus Rotthausen
Von der DELOG zu Pilkington/NSG


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Die Herstellung von Tafelglas (Scheibenglas, Flachglas) ist seit beinahe 100 Jahren ein wichtiger Wirtschaftszweig in Rotthausen. Das neue Heft erklärt allgemeinverständlich und mit unterstutzendem Bildmaterial die Fortschritte in der Produktionstechnik und die wechselvolle Geschichte der Unternehmensstruktur und Firmenführung.

Glas – der älteste künstliche Werkstoff?
Das Heft umreißt die Geschichte von Glas, das bereits im alten Ägypten vor 6,000 Jahren bekannt war und erklärt, woraus Glas besteht.

Das Libbey-Owens-Verfahren
Die Geschichte der Rotthauser Glasherstellung beginnt in den USA. Dort wurde ein Verfahren entwickelt, welches später bei der DELOG hier in Deutschland eine wesentliche Rolle spielte. Das Libbey-Owens-Verfahren ermöglichte die maschinelle Anfertigung von Glasscheiben durch Ziehen, ähnlich wie in der Papierherstellung. Diese Technik ersetzte das aufwendige (Mund-)Blasen, Strecken und Bügeln der herkömmlichen Methode und machte Tafelglas zu einer industriellen Massenware.

Das Fourcault-Verfahren
Ernstahfte Konkurenz bot das in Belgien entwickelte Fourcault-Verfahren, dessen Verwendung in Deutschland durch den Versailler Vertrag gehindert wurde.

Deutsche Libbey-Owens Gesellschaft (DELOG)
1925 gründete eine belgische Firma, die eine Lizenz für das Libbey-Owens-Verfahren in allen europäischen Ländern besaß, die Deutsche Libbey-Owens Gesellschaft (DELOG) in Gelsenkirchen-Rotthausen, die 1927 auf dem Gelände von Dahlbusch in Rotthausen in Produktion ging. Die Bergwerksgesellschaft Dahlbusch war maßgeblich an der DELOG beteiligt und lieferte Kokereigas und Strom an das Werk. Bereits im ersten Jahr wurde „DELOG-Glas“ ein Markenbegriff für Fensterglas.

Das „Glashüttensterben“
Die turbulenten 1920er Jahre waren durch einen großen rechtsstreit um Patentrechte und Lizenzen, die Bildung von Syndikate und dem „Glashüttensterben“ gekennzeichnet.

Deutsche Tafelglas Aktiengesellschaft (DETAG)
Die Wirren der Wirtschaftskrise überstand die DELOG gut und wurde 1932 Großaktionär der DETAG mit Sitz in Bayern. Die Werksangehörigen beider Unternehmen genossen soziale Leistungen auf hohem Niveau.

Die NS-Diktatur und der Zweite Weltkrieg stellten die DELOG auf einer harten Probe. Wegen ihres „feindlichen Vermögens“ stand die unter staatlicher Kontrolle und wurde gezwungen, ihre Anteile an der DETAG zu veräußern.

Fortschritte der Nachkriegsjahre
Die Nachkriegsjahre brachten eine Reihe von technischen Fortschritte und die Produktion von Sicherheitsglas für den Automobilsektor, Isolierglas und Spezialerzeugnissen.

Das „Floatverfahren“
Das von der britischen Firma Pilkington entwickelte „Floatverfahren“ revolutionierte die Flachglasindustrie in den 1960er Jahren. Die neuen Wirtschaftsverhältnisse bewegten die DELOG und DETAG dazu, die Flachglas GmbH als gemeinsame Tochter zu gründen.

Flachglas AG
Schließlich fusionierten die beiden Unternehmen DELOG und DETAG 1970 zur Flachglas AG und begannen einen 150 Mio DM Projekt für den Bau einer eigenen Floatanlage in Gelsenkirchen, die gerichtlich gestoppt wurde. In den 1970er Jahren baute die Flachglas AG drei Floatanlagen (zwei in Gladbeck und eine in der Oberpfalz).

Pilkington Deutschland AG
Anfang der 1980er Jahren erwarb Pilkington 80% der Flachglas AG und taufte sie schließlich im Jahre 2000 in Pilkington Deutschland AG um. Es folgte eine Spezialisierung auf Glasveredelung mit modernsten Anlagen für Brandschutz, Sonnenschutz und Wärmedämmung, sowie Sicherheitsglas.

Nippon Sheet Glass (NSG)
Heute ist Pilkington Teil der japanischen NSG Group.