Karlheinz Rabas
Der Friedhof in Rotthausen


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Die rasch fortschreitende Industrialisierung im 19. Jahrhundert brachte einen immer stärkeren Zustrom von Arbeitern und deren Familien ins Ruhrgebiet. Die Bevölkerung wuchs explosionsartig und damit auch der enorme Bedarf an Wohnraum. Auf den Feldern der ländlichen Bauernschaften wuchsen große Siedlungen.

Bei der extremen Bevölkerungsdichte mussten viele in äußerst beengten Wohnungen leben; ansteckende Krankheiten forderten viele Opfer. Entsprechend enorm war der Bedarf an Platz für Begräbnisse.

Die Gemeinden Katernberg und Rotthausen (damals im Landkreis Essen) hatten 1890 mit knapp 16.000 Einwohnern keinen kommunalen Friedhof und kein Leichenhaus. Die Toten mussten in den überfüllten Wohnungen aufgebahrt werden.

Im neuesten Heft der Reihe „Raritäten aus dem Stadtteilarchiv Rotthausen“ berichtet der bekannte Lokalhistoriker Karlheinz Rabas über das schwierige Unterfangen, ein geeignetes Grundstück zu finden. Er erzählt die Geschichte des Rotthauser Friedhofs von den Anfängen bis zum heutigen Tage. Aktuelle Farbfotografien zeigen viele interessanten Grabstätten und Denkmäler. Neue Aspekte der modernen Bestattungskultur – der Garten des Trostes und der Philosophengarten – werden ebenfalls in Wort und Bild dargestellt.


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„Trauer und Trost“,
von dem Gelsenkirchener Bildhauer Alfons Kirschbaum 1959,
eines von vielen interessanten Denkmälern bzw. Grabmälern,
die im Heft abgebildet sind.

[Foto: Stadtteilarchiv Rotthausen]

Die „Grabstätte des Verbandes für Freidenkertum und Feuerbestattung“, mit seinem eindrucksvollen Grab- und Gedenkstein – ein Zeugnis der Freidenker-Bewegung der Weimarer Republik, als Rotthausen eine kommunistische Hochburg war – wurde schon in einem gesonderten Heft detailliert erläutet:


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Die Urnenstätte mit seinem eindrucksvollen Grab- und Gedenkstein, mit den Namen der ersten beiden Verstorbenen.
Foto aus dem Jahre 1923.
[Sammlung Stadtteilarchiv Rotthausen e.V.]

Leichen aus „Korrektionsanstalten“ für den anatomischen Unterricht

Eine Reproduktion der Begräbnisordnung von 1892 gibt faszinierende Einblicke in die Sitten und Bräuche der damaligen Zeit. Besonders spannend ist die „Ueberweisung von Leichen“ aus „Korrektionsanstalten, sowie [...] Arbeits- und Landarmenhäusern“ an das anatomische Institut in Bonn für den anatomischen Unterricht.

Germanische Kultstätte

Herr Rabas erklärt die Herkunft des Namens Hilgenboom (heiliger Baum), der auf eine heilige Stätte der Germanen deutet. Ein Auszug aus dem Landmatrikel des Hochstiftes Essen von 1668, der hier reproduziert wird, listet vier Grundstücke „im Schemanns heiligen Baum“.

Weitere Hefte

Das Heft ist Produkt eines vom Stadtteilarchiv Rotthausen und vom Heimatbund Gelsenkirchen gemeinsam erarbeitetes Konzeptes für einen Friedhofsführer. Von den reichhaltig vorhandenen Recherchenergebnissen sind bisher veröffentlicht: